In meiner von Film und Literatur geprägten Vorstellung sind Künstler*innen Menschen mit einer brennenden, unstillbaren Leidenschaft. Menschen, die nächtelang wach bleiben, vergessen zu essen, sich völlig von der Außenwelt abkapseln, um dieser Leidenschaft nachzugehen. Deren Lebenssinn darin besteht, zu erschaffen; auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn balancierend. Die, die Kunst atmen, Kunst ausstrahlen, sich mit Kunst umgeben, Kunst sind. Deren Leben ohne ihre Leidenschaft sinnlos und grau ist.
Mein primäres Bild von eine*r Künstler*in ist eines, das Selbstzerstörung, psychisches Leid und Einsamkeit romantisiert. Natürlich gibt es auch erfolgreiche, glückliche Künstler*innen – so vermute ich zumindest. Doch auch diesen unterstelle ich zunächst einmal, ohne Kunst nicht sein zu wollen und wie Getriebene ihrer Passion zu folgen.
Vielleicht ist das alles Blödsinn, aber es bringt mich dazu, mir immer wieder die eine Frage zu stellen: Bin ich (in Ermangelung einer besseren Übersetzung für das Wort writer) eine Schreiberin, wenn ich nicht schreiben muss, um zu leben? Wenn ich an sich gerne schreibe, aber mich doch ein wenig dazu zwingen muss, ist die Schreiberei dann etwas für mich? Ist es normal, dass sich meine Kreativität manchmal monatelang verabschiedet, sich dann unerwartet anschleicht und mich packt, während ich in meinen Tee starre? Dass sie mich dann schüttelt, aber oft wieder verschwunden ist, bevor ich mich mit ihr arbeiten konnte?
Dabei weiß ich doch eigentlich, es gibt keine Norm, an der sich Künstler messen lassen müssen. Und weil ich Wörter zu Papier bringe, bin ich Schreiberin, ist es nicht so? Nur wünsche ich mir oft dieses plötzliche Verlangen, diesen Drang zu schreiben, den ich anderen unterstelle. Jemand sagt er oder sie schreibe, seit er oder sie neun ist und in mir macht sich ein flaues Gefühl breit. Ich schreibe, wenn Zeit, Lust und Kreativität zusammenkommen, und das ist momentan leider selten der Fall.
Ich brauche die Kunst nicht, um zu überleben. Aber ich kann sie nutzen, um mein Leben ein bisschen schöner zu machen. Auch, wenn es dazu zunächst manchmal ein bisschen Disziplin braucht.
Hey, das ist ein wunderbarer Artikel, der die richtigen Fragen stellt ohne auch gleich alle Antworten zu liefern. Die können ja individuell ganz unterschiedlich ausfallen. Ich würde ihn gerne bei mir Re-bloggen. Darf ich?
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Hi, freut mich, dass dir der Artikel gefällt. 🙂 Du darfst ihn gerne re-bloggen!
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Jeder, der schreibt, bloggt, und Texte verfasst ist ein Schreiber – manche können davon leben, andere nicht.
Aber wenn du Worte zu Texten fasst, dann bist du ein Schreiber – das ist meine Meinung dazu.
Die Frage ist eher, wie „professionell“ du dich empfindest 😉
du schreibst „… dieses plötzliche Verlangen, diesen Drang zu schreiben … “
Damit beantwortest du dir selbst die Frage 🙂
Du fühlst, dass Worte aus dir fließen wollen und gestattest es auch – also für mich bedeutet es, du bist ein Schreiberling. Was du daraus machst – das ist ein anderes Kapitel.
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Hi Rhiannon, danke für deine Input! Ich glaube viele (mir inklusive) haben eine romantisierte Vorstellung von Schriftstellern und gehen nicht davon aus, dass Schreiben für diese auch anstrengend sein kann und nicht immer von alleine kommt. 🙂 Aber ja, wichtig ist, was man daraus macht.
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Gerne 🙂
Schreiben ist sehr anstrengend, vor allem, wenn man/frau alles alleine macht – aber auch erfüllend und beglückend.
Viele trauen sich darum auch nicht drüber, übersehen aber, dass sie selber doch schon was tun.
Es ist das Berufsbild des Autor, der auf der einen Seite ein Vermögen macht und auf der anderen all jene, deren Werke sich nur minimalst verkaufen.
Manche brauchen etwas Starthilfe und andere wissen es nur selber nicht …
Wichtig ist, dieses eine Gefühl, das du beschrieben hast – fühlst du es, dann weißt du es 🙂
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Das macht mir irgendwie Mut! 😀 Vielen Dank.
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Zweifel gehören zum Leben dazu – was wir draus machen ist es, das zählt 😉
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erlaubst du mir den Beitrag von dir zu rebloggen? Ich würde hier gern einen passenden Beitrag auf meinem Blog dazu gestalten.
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Gerne, ich freue mich darauf, deinen Beitrag zu lesen!
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Hat dies auf Schreiben als Hobby rebloggt und kommentierte:
Helen stellt hier eine gute Frage: Was ist ein Schreiberling wirklich? Wo ziehen wir die Grenze und gehöre ich dazu, nur weil ich vielleicht „nur“ Tagebuch schreibe?
Meiner Meinung nach ist JEDER ein Schreiberling, der Worte zu Texten fasst, dann bist du ein Schreiber. Es fehlt nur häufig
Es gibt ein sehr gutes Indiz ob Schreiben für dich wirklich mehr ist als nur Worte zu notieren:
„… dieses plötzliche Verlangen, diesen Drang zu schreiben … “
Fühlst du es? Dann bist du ein Schreiberling!
*****
Helen asks a good question here: What is a hack? Where do we draw the line and do I belong, just because I might „only“ write a diary?
In my opinion, EVERYONE who puts words to texts is a hack. Then you are a hack. It’s just often missing.
There is an excellent indication whether the writing is more than just taking down words for you:
„…this sudden urge to write…“
Do you feel it? Then you are a one!
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Eine gute Frage – wann ist man/frau Autor/in, Schriftsteller/in, SchreiberIn – und ein schöner Text. LG
Eva
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Vielen Dank, Eva!
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„Ich denke also bin ich“ René Descartes
Liebe Helen, Deine Worte haben mich schmunzel lassen, ein Gedankenkarussell, das vielen von uns bekannt vorkommen wird. Zeitlose Gedanken. Ich komme immer wieder zur Leidenschaft als Antrieb zurück, eine überdimensionale Liebe und Hingabe, die einem selbst nicht immer unbedingt gut tut, die aber besonderes hervorbringen kann.
Herzlichst, Deine Sovely
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Liebe Sovely,
eine überdimensionale Liebe und Hingabe, das klingt wirklich toll (auch, wenn es vielleicht nicht immer gut tut). Ich kenne das auch, aber ich brauche oft einen innerlichen Push, selbst um Dinge zu tun, die ich liebe…
alles Liebe, Helen
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jaaaaaaaaaaaaaa 🙂
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