Dankbarkeit ist mittlerweile ein geflügeltes Wort, dessen Omnipräsenz schon mal zu Augenverdrehen führen kann. Das Empfinden von Dankbarkeit hat aber auch konkrete gesundheitliche Vorteile und kann beispielsweise die Schlafqualität verbessern. Letztens las ich in der Obdachlosenzeitung Karuna Kompass einen Artikel über dieses Thema, in dem die interviewte Person ihre drei Schritte für die Kultivierung von Dankbarkeit vorstellte: Anhalten und dir des Moments bewusst werden. Wundern. Achtsam weitergehen.
In den letzten Tagen habe ich ein wenig versucht, im Alltag innezuhalten und mir vor Augen zu führen, welche Wunder unser ganz normales Leben eigentlich beinhaltet. Das hat nicht nur unwahrscheinlich viel Spaß gemacht, sondern auch tatsächlich dazu geführt, dass ich Dinge, die mir zuvor nicht wirklich bedeutsam erschienen, zumindest für einen Moment aus einem anderen Blickwinkel betrachten konnte. Vielleicht willst du dich in nächster Zeit auch öfter mal fragen:
Ist es nicht total abgefahren, dass unser Körper in jeder Sekunde danach strebt, bestmöglich zu funktionieren und Wunden einfach heilt? Ist es nicht super cool, diese verrückten Körperteile zu haben, mit denen wir verschiedene Texturen fühlen, Gerüche und Geschmäcke wahrnehmen können? Ist es nicht faszinierend, wie einzigartig jeder von uns ist und dass wir uns ständig verändern können? Dass wir mit Hilfe unserer Fantasie an Orte reisen können, die es überhaupt nicht gibt?
Ist es nicht der Wahnsinn, dass wir uns Hals über Kopf verlieben können, vielleicht schon morgen? Dass wir immer wieder Freundschaften schließen und wie wir uns gegenseitig ergänzen? Dass wir lernen können, uns gegenseitig (besser) zu verstehen und uns im Grunde doch alle sehr ähnlich sind?
Ist es nicht irgendwie auch bemerkenswert, dass wir Supermärkte voller Essen haben und Züge, die auf Gleisen beinahe überallhin fahren? Dass wir Texte lesen können, die Menschen vor tausend Jahren geschrieben haben? Oder diesen, der über dieses verrückte, undurchschaubare Internet verbreitet wurde, von dem wir vor 100 Jahren noch nicht mal geträumt hätten?
Ist es nicht das Wunder schlechthin, dass wir Teil einer Welt voller Pflanzen und Tiere und Geheimnisse sind, auf einer Kugel, die irgendwie in einem unbegrenzten Raum schwebt und sich um sich selbst dreht? Dass es unzählige Dinge gibt, die sich unserem Verstand entziehen?
Dankbarkeit bedeutet, Dinge nicht für selbstverständlich zu nehmen. Im alltäglichen Hin- und Her-Gerenne, wo alles funktionieren muss und uns Kleinigkeiten schlechte Laune bereiten, ist das alles andere als einfach. Um die Wunder überall um uns herum zu erkennen, müssen wir anhalten.
Auch wenn ich nicht alles so unterschreiben würde – ich meine, was man so für Wunder hält, ist es doch schön geschrieben und bringt das Thema mit der Dankbarkeit gut zur Geltung.
Sowieso ein Thema, welches man immer mal wieder erwähnen sollte.
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Danke! Ja, das Thema gerät im Alltag so schnell wieder in Vergessenheit, es ab und zu wieder hervorzuholen tut echt gut. 🙂
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Liebe Helen,
ja, der Begriff Dankbarkeit wird manchmal ein bisschen… Mhm, vielleicht könnte man es „überstrapaziert“ nennen? Der Begriff wird manchmal überstrapaziert, ja, so fühlt es sich für mich zumindest manchmal an. Ich hatte jetzt im Sommersemester ein Seminar über Lebensqualität, Achtsamkeit und u. a. Dankbarkeit. Besonders in den Meditationsübungen hat sie eine große Rolle gespielt. Ich glaube, es bedarf ein bisschen die Gewohnheit und Routine, um sie fest im Alltag zu integrieren. Aber zum Glück gewöhnt sich der Mensch ja schnell an neue Routinen. 😀
Liebe Grüße
Alina
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Hi liebe Alina,
ja, definitiv, und ich glaub‘ deshalb winken viele auch sofort ab, wenn sie das Wort Dankbarkeit hören. 😀 Das Seminar klingt ja super interessant! So ne Routine zu etablieren ist schon auch „Arbeit“ irgendwie, ich glaube ich warte da manchmal zu oft darauf, dass alles von selbst kommt… Hast du denn da hilfreiche Routinen etablieren können? 🙂
Liebe Grüße zurück!
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