Allein Zu Haus
6. Fühlst Du Dich erwachsen?
Sovely von www.MurmelMeister.com:
„Ich habe mir sehr lange meine jugendliche Spontanität und Verrücktheiten bewahren wollen. Zudem hat mich mein Leben in der Musikbranche jung gehalten. Erwachsen sein kam immer dem langweiligen Spießigen gleich, was für mich nie in Frage kam. Dennoch hat man mich bereits als Zwanzigjährige als reif und erwachsen wahrgenommen, immer meinem Alter voraus. Das Erwachsensein war für mich erst als Gefühl spürbar, als ich selbst Mama geworden bin; mit dem Nestbau und dem Wunsch meinem Minime ein Vorbild zu sein. Mein Minime soll ebenso die Möglichkeit der Selbstverwirklichung haben und ein erfülltes Leben führen können.
Erwachsensein bedeutet für mich auch, dass ich nicht mehr das Zentrum meines Universums bin.
Sovely – www.MurmelMeister.com
In meinem Fokus sind nun vermehrt Menschen, die mir lieb sind und die mich brauchen. Das geht direkt einher mit dem Gefühl von Verantwortungsbewusstsein, der Erkenntnis von Abhängigkeiten, Fürsorgepflicht und vielem mehr. Erwachsensein wiegt schwer, und leider verliert man dabei die Leichtigkeit der Jugend, die Spontanität, die Neugierde und den Hunger dem Leben gegenüber.
Ich erinnere mich täglich daran, nicht langweilig erwachsen zu sein, sondern mir meine Verrücktheiten zu bewahren.“
Helen:
„Das Erwachsenwerden schleicht sich langsam und heimtückisch an. Wenn man in die Schule kommt, erzählen einem alle – wenn auch scherzhaft – etwas vom beginnenden „Ernst des Lebens“. Irgendwann unterzeichnet man dann Verträge, macht seine Steuererklärung und fängt an, seinen Freund oder seine Freundin „mein*e Partner*in“ zu nennen. Macht mich all das jetzt zur Erwachsenen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur so viel: tief in meinem Herzen bin ich ein Kind, auch wenn es mir gewisse Aktivitäten und Überzeugungen teilweise nicht leicht machen, ein kindliches Gemüt beizubehalten.
Am zufriedensten bin ich aber, wenn ich das Leben spielerisch angehe.
Sowieso denke ich, dass die meisten Menschen das Erwachsensein nur faken und es ihnen grundsätzlich ähnlich geht wie mir. Daran muss ich mich nur häufiger erinnern, bevor ich zur klassischen dauergestressten Erwachsenen mutiere, die keinen Spaß mehr versteht und sich von der kleinsten Störung aus dem Gleichgewicht bringen lässt.“
Home Alone
6. Do you feel grown up?
Sovely of www.MurmelMeister.com:
“For a long time I wanted to keep my youthful spontaneity and craziness. In addition, my life in the music industry has kept me young. Growing up always equated to boring stuffy stuff, which was never an option for me. Nevertheless, as a twenty-year-old I was already perceived as mature and grown up, always ahead of my age. I only felt adulthood as a feeling when I became a mommy myself; with the nest building and the desire to be a role model for Minime. Minime should also have the possibility of self-realization and be able to have a fulfilled life.
To me growing up also means that I am no longer the center of my universe.
Sovely – www.MurmelMeister.com
My focus is now increasingly on people who are dear to me and who need me. This goes hand in hand with a sense of responsibility, the recognition of dependencies, a duty of caring and much more. Adulthood weighs heavily, and unfortunately one loses the ease of youth, the spontaneity, the curiosity and the hunger for life.
Every day I remember not to be boringly grown-up, but to keep my craziness.”
Helen:
“Adulthood is approaching slowly and insidiously. When you are starting school, everyone is telling you – though jokingly – about the serious side of life, that is now beginning. Then, later in time, you find yourself signing contracts, doing your tax declaration and calling your boy- or girlfriend “my partner”. Does all of that make me an adult now?
I don’t know. I only know this: Deep inside my heart and soul, I am still a child, even though some activities and beliefs may make it hard for me to keep a childlike mind.
Still, I am at my happiest when I take a playful approach to life.
I believe that most people only fake being grown up and that they generally feel the same way I do. This is something that I need to remind myself of often enough, before I turn into the classical adult that is constantly stressed, can’t take a joke and loses her balance upon the smallest perturbation.”
Bildnachweis / photo credits: Ava Sol on unsplash.com
Ich glaube, „erwachsen“ bin ich geworden, als ich das erste Mal einem Menschen tief und ehrlich für etwas vergeben habe, was dieser Mensch selbst als unverzeihlich angesehen hat.
Auch ich habe seit meiner Kindheit von meiner Umgebung gehört, ich sei meinem Alter weit voraus. Im Kindergarten hieß es, ich rede ja schon wie eine Erwachsene. Ich war oft verloren in meiner Altersklasse und habe viele ältere Freunde gehabt, vieles zu ernst genommen und nie so recht meinen Platz gefunden. Die drei Male in meinem Leben, die ich tief verliebt gewesen bin, sind die Männer auch immer älter gewesen als ich, teilweise an die 10 Jahre. Vielleicht war ich schon immer erwachsen? Ich musste es so oder so verfrüht werden, als meine Eltern anfingen, sich auseinanderzuleben, zu streiten und zu trennen und ich für meinen Bruder die Familie sein musste, die im Außen um uns herum zerbrach. Die Zeit war schwer und die schwierigste überhaupt in meinem Leben, aber ich denke, ich bin sehr an ihr gewachsen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Letztendlich kann ich „erwachsen sein“ gar nicht mehr klar für mich definieren. Ich kenne viele Erwachsene, die sich eher wie Kinder verhalten. Ich kenne Kinder, die für ihr Alter schon sehr reif und weise sind. Ich selbst lache oft über meine Freude über Haushaltsgeräte und meine Ordentlichkeit, von wegen: „Ohje, es ist soweit, jetzt bin ich endgültig erwachsen.“ Aber ich sehe so oft noch mein inneres Kind in einigen Situationen herausblitzen. Ich freue mich über die Kleinigkeiten im Leben und kann mich „mit kindlicher Begeisterung“ mit den mir liebsten Dingen im Leben beschäftigen. Ich finde, wir sind alle erwachsen und im Inneren trotzdem Kind – gleichzeitig. Manche mehr, manche weniger.
Der Mensch, dem ich vergeben habe, ist meine Mutter.
So, heute bin ich endlich mal zum Beantworten gekommen. Habt vielen Dank für das Projekt und eure interessanten, unterschiedlichen Antworten, ihr beiden! 🙂
Liebe Grüße
Alina
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Liebe Alina,
dankedankedanke für deinen Text, ich hatte echt Gänsehaut beim Lesen. Ich mag deinen Schreibstil total gerne und verstehe deine (damalige) Situation. Wahrscheinlich sehen sich so einige Kinder gezwungen, wie du schon früh in einer gewissen Hinsicht erwachsen zu werden. Und die Vergebung ist auf jeden Fall ein erwachsenes Verhalten und auch eine Fähigkeit, die man wahrscheinlich erst „erlernen“ muss.
Das Fazit, dass wir alle zugleich Kind und erwachsen sind, ist irgendwie schön und beruhigend. Ich glaube diese kindliche Neugier und Begeisterung ist echt wichtig, um Vieles im Leben schätzen und auch immer wieder neu erleben zu können.
Liebe Grüße zurück! 🙂
Helen
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Die Verantwortung für sein Leben selbst tragen, das ist Erwachsen sein und es ist, wenn es gelingt, etwas großartiges.
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Da ist was dran. 😀 Danke für den Beitrag!
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